Samstag, 4. Januar 2020

Zwei Schriftsteller

Hans & Wolfgang

Hans Kaempfer (1896-1974)



Hans Kaempfer (um 1960)

Eintrag in Wikipedia

(Text von Peter Schrader)

Hans Kaempfer (* 21. Dezember 1896 in Braunschweig; † 27. Juni 1974 in Köln) war ein deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer.

Hans Kaempfer war verheiratet mit Lisa, geb. Rupp und hatte drei Kinder, Renate, Edith und Wolfgang Kaempfer, welcher ebenfalls Schriftsteller wurde. Nachdem er Geschäftsführer eines Marmorsteinbruchs seines Vaters in Weißenburg/Bayern gewesen war und damit im Jahre 1927 Konkurs anmelden musste, lebte er mit seiner Familie bis 1933 in der Braunschweiger Stadtvilla seiner Eltern (in der Spielmannstraße, kriegszerstört, heute Teil des Campus der TU Braunschweig).

1934 ging die Familie nach Berlin, wo sie eine Wohnung in der Luitpoldstraße im sogenannten Bayrischen Viertel in Berlin-Schöneberg bezog und wo Kaempfer als untergeordneter Beamter im Schöneberger Rathaus die NS-Zeit in materieller Hinsicht überstehen konnte. Sein Vater, der promovierte Physiker und spätere Fabrikant David Kaempfer, stammte aus einer Posener Familie jüdischer Konfession. In einer Episode seines unveröffentlichten Romans Die Moabiterin schildert Hans sein Entsetzen über den Abtransport der jüdischen Mitbewohner des Mietshauses im Oktober 1942, darunter die Familie Aron des ehemaligen Korrepetitors der Deutschen Staatsoper mit seiner Frau und seiner zwölfjährigen Tochter, die mit ihren Koffern in Lastwagen verfrachtet und in die Todeslager deportiert wurden.


Die veröffentlichten Werke von Hans Kaempfer datieren überwiegend aus den späten 20er Jahren und den früheren 30er Jahren. Seine letzte Veröffentlichung aus der Zeit vor Ende des Zweiten Weltkrieges war der Roman Daniele Dorer von 1941, der 1942 noch eine zweite Auflage erlebte und auch ins Ungarische übersetzt wurde. Da das NS-Regime darin „pazifistische Tendenzen“ erkannte, erhielt Kaempfer in der Folge Schreibverbot.

Nach dem Krieg veröffentlichte Hans Kaempfer noch den Roman Die Brücke bei Silverdale, konnte aber an seine schriftstellerische Tätigkeit nicht wieder erfolgreich anknüpfen. Er profilierte sich jedoch als Übersetzer aus dem amerikanischen Englisch und war lange Jahre als Kunstreferent und Kunstamtsleiter in Berlin-Wilmersdorf tätig. Sein letzter Wohnort in Berlin befand sich in der sogenannten Künstlerkolonie Berlin im damaligen Bezirk Wilmersdorf in West-Berlin.

********

Veröffentlichungen als Autor:
  • Werlhof – Schauspiel 1927
  • Kamerad Larsen – Schauspiel, Chronos-Verl. Stuttgart 1932, 109 S. (1)
  • Afrikanische Heerfahrt – Hörspiel 1933
  • Die echte Rosita – Lustspiel, Fischer 1935
  • Der Gutsherr von Blachta – Erzählung – Fischer, Berlin 1936 (2)
  • Daniele Dorer (Rowohlt, Berlin – 1. Aufl. 1941 / 2. Aufl. 1942)
  • Die Brücke bei Silverdale – Roman – Universitas-Verlag, Berlin 1948.
Bei dieser Recherche habe ich erfahren, dass der Roman Daniele Dorer unter dem Titel Daniela Nővér („Schwester Daniela“) ins Ungarische übertragen wurde (von Elemér Ruszkabányai, Budapest 1942).




Veröffentlichungen als Übersetzer

Zum Teil aus finanziellen Gründen hat Hans Kaempfer viele Bücher aus dem Englischen (Amerikanischen) übersetzt (s.u. Literatur-Kalender)
  • Forbath, Ladislaus – Die neue Mongolei. Nach Joseph Geletas Tagebuch. Schützen-Verlag, Berlin 1936
  • Du Maurier, George – Peter Ibbetson, 2 Aufl.  1936 / 1948
  • Stuart, Francis – Der Jüngste von Rosaril. Roman. Schützen 1937
  • Bromfield, Louis – Der grosse Regen, 1939 (Erstübersetzung)
  • Griswold, Francis – Ein Leben in Carolina. (2 Bde.), Dtsch. Buch-Gemeinschaft, 1951
  • Stone, Irving –Fremd im eigenen Haus. Biographischer Roman. Büchergilde Gutenberg, 1953
  • Stone, Irving Michelangelo : Ein Leben in Grösse und Leid. Biographischer Roman. Universitas Verlag, Berlin 1961.
  • Stander, Siegfried – Treck der Siebenhundert. Afrikanischer Roman. Universitas Verl., Berlin 1962
  • Savill, Agnes – Alexander der Große. Athenäum Verlag, Frankfurt/Bonn 1963
  • Yerby, Frank Eine Welt zu Füßen. Dt. B.-Gemeinschaft, Berlin/Darmstadt/Wien 1965
Als Taschenbücher sind nach seinem Tod erschienen:
  • Irving Stone, Michelangelo: Inferno u. Ekstase, RoRoRo 1984
  • Frank Yerby, Eine Welt zu Füßen, Heyne 1990




Korrespondenz im Netz
  • Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, Dumont-Lindemann-Archiv ; Nachlaß Schauspielhaus Düsseldorf ; Signatur: SHD-2197
    Brief von Schauspielhaus Düsseldorf an Hans Kaempfer
    Schauspielhaus Düsseldorf (1904-1933) [Verfasser], Kaempfer, Hans (1896-) [Adressat] – Düsseldorf, 06.04.1927. – 1 Briefdurchschlag
  •  Signatur: GH Br NL (ehem. AdK) B 1654
    Brief von Hans Kaempfer an Ludwig Jauner (3)
    Braunschweig, 07.04.1933 (3). – 1 Postkarte, 1 Bl.. – Deutsch ; Brief, Postkarte ; Handschrift
  • Deutsches Literaturarchiv Marbach, Archiv ; A:Zuckmayer – [Bestand, Nachlaß]
    Brief(e) an Kaempfer, Hans
    Zuckmayer, Carl (1896-1977) [Verfasser], Kaempfer, Hans (1896-1974) [Adressat]
    1951. – 1 Bl. Durchschl.
_____________________________________ 
Anmerkungen / Dokumentation


(1) Dieses Stück wurde am Sonntag Nachmittag, den 26. Nov. 1933, von 15 bis 17 Uhr im Stadttheater Aachen aufgeführt, im „Limburgsch dagblad“, 17. 11. 1933, und in „Die Musik“:


(2) Der Gutsherr von Blachta erschien 1936 (anscheinend als Vorabdruck und Fortsetzungsgeschichte) in der Zeitschrift Koralle [siehe auch hier]:



(3) Quellen zufolge war Ludwig Jauner Archivar und Sekretär von Gerhard Hauptmann in dessen Haus Wiesenstein, Agnetendorf (heute Jagniątków, Niederschlesien) – Hans Kaempfer lebte demnach 1933 noch mit seiner Frau Lisa, geb. Rupp, und seinen drei Kindern Wolfgang, Renate und Edith im großen Braunschweiger Haus der Eltern (Spielmannstraße), nachdem er Geschäftsführer eines Marmorbruchs in Weißenburg/Bayern gewesen war und (anscheinend 1927, s.u.) Konkurs anmelden musste. 1934 übersiedelte die Familie nach Berlin


Eintrag in Kürschners Deutschen Literatur-Kalender,
54. Jahrgang (1963, S. 308)


_____________________________________________

Wolfgang Kaempfer (1923-2009)



 Wolfgang Kaempfer (um 1957)


Eintrag in Wikipedia

(Text: Stefan Kaempfer, Revision: Peter Schrader)


Wolfgang Kaempfer wurde am 3. Januar 1923 in Weißenburg (Bayern) geboren. Seine Eltern waren der Schriftsteller und Übersetzer Hans Kaempfer und die Sängerin Lisa Kaempfer, geb. Rupp. Er hatte zwei jüngere Schwestern. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern in Braunschweig, im Haus seines Großvaters David Kaempfer, einem Physiker (Fachgebiet Optik und Photographie). 1934 ging die Familie nach Berlin, wo er seine Jugendzeit verlebte. Es gelang der Familie, den Vornamen Cohn des Posener Urgroßvaters aus den Papieren (seit 1933 gab es bereits den sogenannten Ahnenpass) herauszuhalten.

Ab 1941 erlebte Wolfgang Kaempfer den 2. Weltkrieg als Soldat und geriet am Ende des Krieges in russische Gefangenschaft. Die traumatischen Kriegserfahrungen und die 18-monatige Gefangenschaft prägten wesentlich seine späteren Veröffentlichungen. Nach der Heimkehr studierte er zunächst Naturwissenschaften und später Geisteswissenschaften an der Freien Universität (FU) Berlin und promovierte 1953 zum Dr. phil. im Fach Germanistik.


Anschließend war er als Dramaturg am Sender Freies Berlin (heute RBB) und beim Bühnenverlag Felix Bloch Erben tätig. Gleichzeitig arbeitete er an Romanprojekten und schrieb Die Gartengesellschaft, ein Hörspiel, das von Radio Bremen unter der Regie von Oswald Döpke produziert wurde. 1963 ging er zum Goethe-Institut und leitete nacheinander die Auslandsinstitute von Algier, Toulouse und Triest. Zu dieser Zeit veröffentlichte er verschiedene Aufsätze in Literaturzeitschriften (u. a. Recherches Germaniques) und eine sehr kritische Monographie des Schriftstellers Ernst Jünger.

In den 1980er Jahren trat er in Verbindung mit der Gesellschaft für Historische Anthropologie (FU Berlin) und deren Mitbegründer Dietmar Kamper. Seine Arbeiten befassten sich seitdem zunehmend mit Problemen der Zeit, Geschichte, Ästhetik und Zivilisation, die zu den Hauptthemen seiner Buchveröffentlichungen gehören. Insbesondere entwickelte und formulierte er eine sehr eigenständige Zeittheorie, die im Zentrum seines wissenschaftlichen Interesses stand.

Sein letztes Theorieprojekt, das aus Gesprächen mit seinem Freund, dem Berliner Philosophen Klaus Heinrich entstanden ist, sollte den „zivilisationsstiftenden“ Herakles als Amokläufer in Szene setzen. In den Jahren vor seinem Tod widmete er sich jedoch auch wieder einem lange in den Hintergrund getretenen Romanprojekt. Leider sind diese letzten Arbeiten Fragment geblieben.

Wolfgang Kaempfer war viermal verheiratet. Mit seiner zweiten Frau Dorothee geb. Schäfer hatte er einen Sohn. Er starb im Mai 2009 im Alter von 86 Jahren in Leezen in Mecklenburg. Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage: II-W1-47).


kkjjj

I n t e r v i e w

[geführt und aufgenommen von Stefan Kaempfer im Oktober 2008]



 [1/5] Eine Berliner Kindheit (ab 1934)

Weitere Sequenzen des Interviews

S c h r i f t e n

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen